Norwegen ist Weltmeister? So ein Käse.

Norwegen ist Weltmeister? So ein Käse.

Vor meiner Ausbildung zur Schweizer Käse-Sommelière hätte ich Norwegen mit vielem in Verbindung gebracht, aber sicher nicht mit Käse. Und erst noch ein Weltmeister? Nein, es ist nicht einer, es sind drei. Damit war klar: Auf unserem Roadtrip durch den hohen Norden diesen Sommer mussten zumindest zwei der drei Käse vor Ort besucht, gekauft und degustiert werden.

Veröffentlicht am 20. Oktober 2024

Mich überraschte ja schon die Tatsache, dass ein Norweger vor 100 Jahren den Käsehobel erfunden hatte. Norwegen und Käse? Ja, das geht. Vor allem lieben die Einheimischen ihren «Brunost» - also den Braunkäse. Wobei Käse nicht ganz stimmt, denn Brunost wird aus Molke hergestellt, dem Restprodukt aus der Käseproduktion. Und er schmeckt auch so, wie er aussieht: karamellig süss. Genau für diesen Brunost hat Thor Bjørklund den Käsehobel erfunden, damit er ihn in gleichmässig dünne Scheiben schneiden konnte.

Ist das alles? Nein, natürlich nicht. In Norwegen entwickelt sich eine wunderbare Käsekultur mit verschiedensten Käsesorten aus einheimischer Produktion. Auch in den Supermärkten hat es oft eine schöne Auswahl an in- und ausländischen Käse. Unter anderem eben die drei Weltmeister, die an den World Cheese Awards allen Teilnehmenden die Show gestohlen haben. Im Jahr 2016 der Blauschimmelkäse «Kraftklar» von Tingvollost, zwei Jahre später der Gouda-ähnliche Käse «Fanaost» von Ostegården und im Jahr 2023 ebenfalls ein Blauschimmelkäse namens «Nidelven Blå» von Gangstad Gårdsysteri. Dann also nichts wie los. Immerhin zwei der drei Weltmeister lagen auf unserer Route.

«Nidelven Blå» der Harmonische Weltmeister
Schön ist es hier im ländlichen Inderøy südlich von Trondheim. So wie wir uns Norwegen vorgestellt haben: Schöne rote und weisse Landhäuser, sanfte Hügel, viel Grün und ein See bzw. in diesem Fall ein Fjord gleich vor der Haustür. Wir kaufen den Weltmeisterkäse und einen Brie. Der Blauschimmelkäse «Nidelven Blå» ist wirklich wunderbar rund im Geschmack: leicht cremig und mit einer schönen Fruchtigkeit. Ein Blauschimmelkäse, der auch schmeckt, wenn jemand nicht so Fan ist von Blauschimmel. Fazit: Der «Nidelven Blå» ist es definitiv wert, degustiert und genossen zu werden. Persönlich finde ich es nur schade, dass der Käse aus pasteurisierter Milch hergestellt wird. Mit Rohmilch wäre er bestimmt noch schmackhafter. Dann könnte man nämlich die saftigen Weiden rund um Inderøy intensiver im Käse schmecken und bekäme noch mehr Sehnsucht nach dem schönen Land im hohen Norden.

«Kraftklar» - der Kraftskerl aus Norwegen
Mitten in Fjordnorwegen in der Nähe von Kristiansund ist die schöne Käserei Tingvollost gelegen. Hier will man nicht so schnell wieder weg. Im Hofladen ist es dann um uns geschehen: Neben dem «Kraftklar» wird natürlich auch noch ganz viel Hofeigenes eingekauft wie z. B. die in Norwegen typische Moltenbeerkonfitüre. Im Vergleich zum aktuellen Weltmeister aus Inderøy ist der Blauschimmelkäse aus Torjulvågen reifer und damit auch kräftiger im Geschmack. Wie der «Nidelven Blå» wird auch der «Kraftkar» aus pasteurisierter Kuhmilch hergestellt. Und ich muss wirklich sagen: Es ist ein sehr guter Käse. Aber Vorsicht: Blauschimmelkäse sollte massvoll genossen werden.

Fazit: Die Norweger können Käse! Und zwar sehr gut. Es waren wunderbare Ausflüge zu den Käsereien mitten auf dem Land. Ich kann also nur empfehlen, auf dem Weg durch Norwegen, Käsestopps einzulegen und diese lokalen Köstlichkeiten zu geniessen.

Genüssliche Käsegrüsse

Conny König
Schweizer Käse-Sommelière und Kommunikationsgeneralistin aus Leidenschaft

Käserei Gangstad, InderøyKäserei Gangstad, InderøyKäserei Gangstad, InderøyKäserei Gangstad, InderøyKäserei Tingvollost, TorjulvågenKäserei Tingvollost, TorjulvågenKäserei Tingvollost, Torjulvågen